Ca. 3,8 Millionen Deutsche, größtenteils Frauen, leiden an einem Lipödem. Die Dunkelziffer dürfte weitaus größer sein. Diese unschöne Störung des Fettgewebes ist für die Betroffenen oftmals eine große Belastung.
Bei vielen Menschen beginnt sich das "Lipödem-Fett" mit Beginn der Pubertät an Po, Oberschenkeln und Unterschenkeln zu bilden. Schwangerschaft und Menopause können ebenfalls zu einer Zunahme dieses Fett-Typus führen.
Dieses schmerzhafte Fettgewebe ist zudem äußerst resistent gegen Diäten und Bewegung. Während Personen mit normalem Fettgewebe durch Diät und Sport an Gewicht verlieren können, können Menschen mit Lipödem kein Fettgewebe abbauen. Leider wird das Lipödem meistens viel zu spät erkannt und die Betroffenen ernten oftmals nur den Ratschlag "doch einfach weniger zu essen".
Dieser Artikel erklärt das Lipödem, beschäftigt sich mit den häufigsten Fragen rund um das Thema und erklärt was Du tun kannst, Dich trotz der Fettverteilungsstörung, fitter zu fühlen.
Woher weiß ich, ob ich ein Lipödem habe?
Das Lipödem ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
Der untere Körper sieht wesentlich größer aus, als der Oberkörper.
Überschüssiges Fett, das sich in der unteren Körperhälfte ansammelt.
Fett, das sich gleichmäßig auf beiden Beinen, links und rechts, ansammelt.
Die Füße bleiben verschont, was den Knöcheln ein hosenähnliches Aussehen verleihen kann.
Lipödem kann auch die Oberarme und den Rumpf betreffen.
Im betroffenen Bereich können bereits bei leichtem Druck Schmerzen auftreten, und die Beine neigen bekommen leicht Blutergüsse.
In bis zu 45% der Fälle ist auch ein Familienmitglied betroffen.
Die Haut kann sich glatt anfühlen, oder das darunter liegende Gewebe kann knotig oder wie eine Wallnuß-Schale anfühlen.
Achtung: Lipohypertrophie sieht manchmal ähnlich aus wie Lipödem, aber der bei Lipödem auftretende Schmerz ist bei Lipohypertrophie nicht vorhanden.
Welche Komplikationen treten bei Lipödem auf?
Lipödem kann zu verschiedenen Komplikationen führen, wie Gang- und Haltungsveränderungen, insbesondere einer Valgus-Deformität, eingeschränkter Beweglichkeit des Knies und Plattfüßen.
Es können auch Hypermobilität, Schmerzen, Blutergüsse, psychosoziale Probleme und Atembeschwerden auftreten.
Mit fortschreitender Erkrankung besteht auch das Risiko der Entwicklung einer Arthritis.
In der Studie von Herbst (2012) wurde festgestellt, dass überschüssige Gewebeflüssigkeit nahegelegene Strukturen schwächt und dadurch Gelenkschmerzen entstehen; mit dem Fortschreiten des Lipödems kann sich Arthritis entwickeln.
Häufige psychologische Probleme können ein geringes Selbstwertgefühl, Ängste und Depressionen umfassen.
Allein der Gedanke an Bewegung kann Erinnerungen an Hänseleien während des Sportunterrichts, gescheiterte Abnehm-Versuche, schmerzhafte Workouts und Gefühle von Scham und Misserfolg hervorrufen.
Ein guter und vor allem empathischer Personal Trainer kennt diese Komplikationen und wird Dir ein maßgeschneidertes Trainingsprogramm ausarbeiten, welches Deine individuellen Bedürfnissen und Einschränkungen berücksichtigt. Du wirst Dich, trotz der besonderen Herausforderungen, körperlich und emotional besser fühlen. Er wird eine geschützte und vorurteilsfreie Atmosphäre schaffen, die eine Vielfalt an Körperformen anerkennt.
Was ist die Ursache von Lipödem?
Die genaue Ursache des Lipödems ist noch nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch hormonelle Faktoren eine Rolle spielen.
Vor allem weibliche Hormone werden als mögliche Einflussfaktoren betrachtet, da die meisten Fälle bei Frauen auftreten, insbesondere während der Pubertät, Schwangerschaft und Menopause.
Lipödem wird auf eine Störung im Fettstoffwechsel zurückgeführt, die zu einer ungleichen Verteilung von Fettgewebe führt, wobei sich das Fett hauptsächlich in den unteren Extremitäten ansammelt.
Wie bekomme ich Lipödem weg? Ist ein Lipödem heilbar?
Lipödem ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht heilbar. Das Fett kann nur durch eine Fettabsaugung entfernt werden und wird durch Sport und Diät nicht verschwinden. Das hört sich auf den ersten Blick an wie das perfekte Totschlagargument für "Abnehmen ohne Sport", Dies ist jedoch völlig falsch.
Bewegung spielt eine essentielle Rolle für Deine Gesundheit - ob mit oder ohne Lipödem! Auch wenn Sport das Fett bei Lipödem nicht direkt reduzieren wird, durch den Aufbau von Muskulatur kann die Belastung auf die Gelenke verringert und stabilisiert werden. Der lymphatische Fluss kann erhöht und die psychosozialen Vorteile überwiegen.
Training mit Lipödem - ist das möglich?
Es ist nicht nur möglich, es ist unverzichtbar!
Zu geringe körperliche Bewegung stellt einen Risikofaktor für eine weitere Verschlechterung des Lipödems dar. Das Hauptziel therapeutischer Maßnahmen besteht darin, die Kraft und Fitness zu verbessern, um einen aktiven Lebensstil, zu ermöglichen, der dazu beitragen kann, einige Symptome zu lindern, insbesondere in milderen Fällen" (Warren Peled & Kappos, 2016).
Sport ist unverzichtbar für Menschen mit Lipödem.
Die Möglichkeit zur Bewegung kann jedoch durch ineffiziente Funktionen des lymphatischen Systems begrenzt sein. Herbst (2012) empfiehlt bei der Behandlung der seltenen Fettgewebsstörung Multiple Symmetrische Lipomatose (MSL) gelenkschonende Übungen, um eine "Ansammlung von Milchsäure im Gewebe aufgrund einer schlechten Lymphzirkulation" zu vermeiden (Herbst, 2012).
Es gibt aber auch Menschen mit Lipödem, die regelmäßig laufen und Sport treiben, was zeigt, dass jede Person individuell betrachtet werden muss. Es gibt keine universellen Diagnosen, Symptome, Auswirkungen oder Behandlungspläne, die für alle gelten.
Dennoch gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass Menschen mit Lipödem eine erhöhte Muskelschwäche im Quadrizeps aufweisen. Die Muskelkraft und körperliche Leistungsfähigkeit ist im Vergleich zu Patienten ähnlicher Größe ohne Lipödem oftmals reduziert (van Esch-Smeenge et al., 2017). Des weiteren begleiten X-Beine, Plattfüße und eine mäßig beeinträchtigte Wadenmuskelpumpenfunktion, mit Auswirkungen auf den venösen Rückfluss, das Lipödem. (Langendoen et al., 2009). Auch kann die Elastizität der Haut gemindert sein. (Jagtman et al., 1984)
Lipödem und Hypermobilität
Wie bereits erwähnt, ist Hypermobilität ein häufiges Begleitsymptom bei Lipödem. Diese stellt eine besondere Herausforderung für das Training dar. Personen mit Hypermobilität können sich leichter verletzen und haben möglicherweise zudem eine verringerte propriozeptive Wahrnehmung.
Ein Personal Trainer wird Dich daher anleiten, die korrekte Ausrichtung Deines Körpers während des Trainings zu erlernen, zu beobachten und beizubehalten. Außerdem wird er sich beim Training auf die Stärkung der Stabilisierungsmuskulatur im gesamten Körper konzentrieren.
Auch über das Training hinaus, kann er Dir Möglichkeiten aufzeigen, Deine Haltung zu verbessern, um Verletzungen vorzubeugen, Schmerzen zu reduzieren, Dich psychisch zu stärken und Deine Mobilität zu verbessern.
Des Weiteren können Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente Auswirkungen darauf haben, wie Dein Körper mit dem Training klar kommt. Deshalb wird Dein Personal Trainer sich hierzu mit Deinem Arzt absprechen.
Hier sind einige Trainingsroutinen, die das Lymphsystem bei Lipödem unterstützen können:
Kraftsport: Moderates Krafttraining sollte ohne "Muskelbrennen" gemacht werden, um Entzündungen zu vermeiden. Es hilft dabei Muskeln aufzubauen ,und zu erhalten. Am Besten eignen sich Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, wie, z. B.: Planks und Übungen mit Widerstandsbändern. Krafttraining, insbesondere an Geräten, solltest Du mit Lipödem nicht ohne Deinen Coach machen, zumindest nicht so lange Du noch unsicher bist. Das A und O ist Deine Sicherheit. Training soll gut tun und nicht noch mehr Probleme machen.
Tanzen: Rhythmische Ganzkörperbewegungen sind schonend für die Kniegelenke. Außerdem macht es Spaß und es wirkt sich positiv auf die Psyche aus.
Lymphatische Übungen: Sanfte Bewegungsstile, die sich auf das Lymphsystem konzentrieren, sind ebenfalls hilfreich. z. B.: Lebed und Tripudio.
Pilates: Hier kommt es auf die Ausführung an. Es sollte knieschonend und als aerobes Training ausgeführt werden, also ohne dass der Muskel "brennt".
Trampolin: Ein Trampolin-Training mit sanften Sprüngen und kontinuierlicher Bewegung kann die Lymphflüssigkeit aus den Beinen und Füßen bewegen und so Schwellungen reduzieren.
Hypoxi-Training - Ein spezialisiertes Training, das bei einigen Menschen mit Lipödem funktioniert hat. Beim Hypoxi-Training wird ein Unterdrucksystem verwendet, um den Fettstoffwechsel in problematischen Bereichen zu fördern. Durch die Kombination von Bewegung und Druck werden gezielt Problemzonen wie Oberschenkel und Bauch behandelt.
Crosstrainer: Auch hier wird durch die Bewegung der Wadenmuskulatur der Lymphfluss aus den Füßen und Beinen angeregt.
Wassergymnastik: Trainieren im Wasser ist gut für das lymphatische System und bietet ein großartiges Workout.
Schwimmen - Das Wasser trägt Dich und damit ist schwimmen natürlich ein gutes Training bei Lipödem. Extra-Tipp: Einige Lipödem-Betroffene berichten, dass ihnen das Schwimmen mit Flossen leichter fällt.
Radfahren: An der frischen Luft besonders erholsam, jedoch in jedem Fall ein schonendes Training.
Walking und Nordic Walking: Walking ist eine sehr sanfte Methode sich fit zu halten. Achte dabei aber auf ein gutes, stützendes Schuhwerk.
Stretching: Dehnen unterstützt den lymphatischen Fluss. Wie bereits erwähnt, sollte man bei Hypermobilität vorsichtig sein und die Übungen mit Bedacht ausführen.
Yoga: Yoga ist ebenfalls ratsam, wenn es ohne "brennen" der Muskeln betrieben wird. Es gibt auch spezielles Lymphatisches Yoga.
Tai Chi und Qi Gong - Geschmeidige Bewegungen mit geringer Belastung. Tiefe Kniebeugen solltest Du jedoch vermeiden.
Tauchen: Aufgrund der hohen Kompression kann Tauchen schmerzlindernd wirken
Vibrationstraining - Das Training auf Vibrationsplatten kann Schwellungen reduzieren.
Training, egal welches, sollte bei Menschen mit Lipödem immer schonend ausgeführt werden. Übertreibt man es, kann dies zu einer Zunahme von Schwellungen (und Gewicht) führen.
Bei Lipödem gilt: Weniger ist mehr!
Kombiniert man das Training mit konservativen Behandlungen wie Kompressionsstrümpfen, Bürsten-Massagen oder Lymphdrainage, kann dies helfen, besser mit dem Lipödem, zu leben.
Wie kann MorningFit.org Dir bei Lipödem helfen?
Die Trainer bei MorningFit.org kennen sich mit den spezifischen Bedürfnissen von Menschen mit Lipödem aus. Wir bieten Dir einen Raum, in dem wir Dir offen und urteilsfrei gegenüber treten.
Wir wissen, dass Du nichts für Deine Fettpolster kannst und wir wissen, dass Sport unglaublich wichtig ist, um erstens Dein Lymphsystem auf Trap zu halten und zweitens Dein Selbstbewusstsein aufzupolieren.
Auch eine gesunde Ernährungsweise kann Dir helfen Dich einfach wohler zu fühlen. Wir nehmen Dich gerne an die Hand und finden gemeinsam Wege, wie Du Dich besser in Deiner Haut fühlen kannst.
"Schönheit ist keine Frage von Farbe oder Figur, sondern von Ausstrahlung und Selbstbewusstsein."
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